Kaum ein Haustier bietet ihrem menschlichen Partner ein so vollendetes Visavis wie eine Katze. Sie reizt zu Auseinandersetzungen, um diese regelmäßig durch perfekte Nonchalance zu gewinnen. Sie fordert Intelligenz heraus und gleichzeitig Zuneigung, die sie, ganz wie es ihr beliebt, fallweise sogar erwidert.
Von diesem ambivalenten Leben miteinander erzählen literarische Schnurren, eingesammelt von Ruth Rybarsky für das Büchlein „33 Arten eine Katze zu lieben“. Alfred Komarek, Barbara Frischmuth, Julian Schutting oder Erika Pluhar erzählen Geschichten von ihren Katzen, aufgelockert mit Zeichnungen von Manfred Deix (Bild o.) oder Tex Robinowitz.
Bei manchen Autoren/innen hat man den Eindruck, sie kriegen sich beim Erzählen nicht ein. Literaten werden bei ihrer Katze zu stolzen Müttern, die bei der Beschreibung ihres genialen Nachwuchses einfach kein Ende finden können, ohne Rücksicht darauf, ob es wirklich den anderen interessiert.
Umso erfreulicher sind die Meister der Kürze wie Ludwig Hirsch (mit einem Gedicht), Adolf Holl, der sich auf knapp zwei Seiten nicht zu Unrecht fragt, ob Katzen beten können, oder Burghart Schmidt. Seine schwarze Katze, genannt Mumpitz, war sogar die erste Leserin seiner Dissertation und verpasste lediglich aufgrund von Unklarheiten in der Promotionsordnung den Eintrag ins Widmungsblatt und damit den ihr zustehenden Platz in der Literaturgeschichte.
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33 Arten eine Katze zu lieben. Literarische Schnurren, eingesammelt von Ruth Ribarsky, Residenz Verlag 2007, Neuausgabe 2010, ISBN 978 3 7017 1542 8, Preis: € 9,90.
Vielleicht fällt es uns selber gar nicht auf, aber Wien ist eine durch und durch moderne Stadt. Wird unsereins nach einer Sehenswürdigkeit gefragt, kommen Schönbrunn, Belvedere und Hofburg als Antworten. Es braucht wie so oft die „Zuagrast´n“, die einem die Augen für das Naheliegende, für das im ersten Moment Gewöhnungsbedürftige öffnen.
Der Journalistin Elisabetta De Luca, gebürtige Neapolitanerin, und dem aus Lissabon stammenden Fotografen Carlos de Mello verdanken wir daher einen der selten Reiseführer durch ein WIEN modern. Sie haben sich auf die Suche nach Architektur, Design und Style gemacht und ihre Entdeckungen auf über 200 Buchseiten zu 15 Trips zusammen gefasst.
Die „Musts“ finden sich erstaunlicherweise im Kern von Wien in unmittelbarer Nachbarschaft zu historischen Bauten oder sogar in diese eingebunden. Do & Co vis-a-vis vom Stephansdom, wenn das keine Konfrontation ist, oder die Ringstraßen Galerien bei der Staatsoper.
Für hoch aufstrebende Architektur ist natürlich draußen am Rand mehr Platz, wie am Wienerberg, wo in den letzten Jahren mit einer beeindruckenden Skyline Wiens American Dream verwirklicht wurde.
Elisabetta De Luca, Carlos de Mello: WIEN modern, Architektur.Design.Style, Pichler Verlag 2010, ISBN 978 3 85431 520 9, Preis: € 24,95.
Die Autorin hält sich dabei allerdings nicht allzu lange mit historischen Facts auf. Das ist kein Thema, um Leser zu langweilen. So führen die Trips zügig durch hippe Locations wie das Hotel Sacher, Sie lesen richtig, auch das hat seine gegenwärtigen Seiten, durch die Lokalszene in und an der Albertina, durch sündteure Fetzenschuppen wie Chegini und Spodd bis zum Ausklang in den Neon beleuchteten Stadtbahnbögen, in denen nächtens die Post abgeht.
Wer sich selber noch keine dröhnenden Ohren in der Passage unter der Ringstraße oder einen Höhenrausch in der Millenium City geholt hat, war möglicherweise schon im Hundertwasserhaus, das sich in WIEN modern bereits richtiggehend klassisch ausnimmt, oder in der Hauptbücherei am Gürtel, dem Place of Luxury für Lesefreaks schlechthin.
Die Fotos fangen toll Architektur von außen ein. Wenn es aber nach innen geht, sind noch viele Sesseln frei – was vielleicht sogar als Einladung gemeint sein könnte, sich mit diesem Buch in der Hand ohne Platzangst ins moderne Wien zu wagen.